Kurzer geschichtlicher Überblick 1477 - 1992

Erinnerung des 10jährigen Bestandes des Zimmerstutzen Schützenvereins Frasdorf
Erinnerung des 10jährigen Bestandes des Zimmerstutzen Schützenvereins Frasdorf

1477  Erste Erwähnung der Frasdorfer Landfahnen

 

1892  Gründung der Zimmerstutzengesellschaft Frasdorf beim >Debarde<

 

1904  Gründung der Zimmerstutzengesellschaft Westerndorf beim Niederauer

 

1914 - 1923  Weltkrieg und Inflation, daher kein Schießbetrieb, danach beim Niederauer

 

1928  Gründung des Kleinkaliber-Schützen-Vereins

 

1929  Schießstandbau in Winkling, Vereinsbestehen bis etwa 1934, dann kommt die SA. 2. Weltkrieg und Verbot des Waffenbesitzs nach dem Krieg

 

1956  Wiedergründung der Schützengesellschaft Frasdorf und Beitritt zum Schützengau Chiemgau-Prien

 

1958  Schießstand beim Mayrl im Saal, bzw. Salettl

 

1963  Anschaffung einer Königskette

 

1967 Jubiläumsschießen - Namensgebung >Thomasschützen<

 

1970  Gauschießen mit Luftgewehr

 

1981  Gauschießen mit Luftpistole

 

1985 Eintragung ins Vereinsregister e.V.

 

1986  Gausschießen mit Luftgewehr

 

1989 Neuer Schießstand eingeweiht

 

1991  Gauschießen mit Luftpistole

 

1992  100jähriges Jubiläum mit Fahnenweihe

 

100 Jahre Thomasschützen (1892 - 1992)

"Im Jahre 1892 wurde die Zimmerstutzengesellschaft Frasdorf gegründet, zum Zwecke der Einübung im Schießen und zwecks geselliger Unterhaltung", so steht es in der Chronik von Georg Mayr. (Wessen)

 

Bei Umbauarbeiten im Gasthaus Mayrl fand sich auf dem Speicher eine alte Tafel, die anlässlich des 10 jährigen Bestehens der Gesellschaft angefertig worden war. Sie enthält auch die Namen der sechs Gründungsmitglieder. Das waren damals: Mutzl Alois, Mayer Georg, Pichl Michael, Dettl Josef, Hamberger Josef, Dillersberger Michael

 

Es war dies in Frasdorf bestimmt nicht die erste Gründung einer Schützengesellschaft. Aus Erzählungen von mehreren älteren Mitbürgern ist zu entnehmen, dass früher beim Bauer in der Lederstube ein Schießstand war, auf dem mit Feuerstutzen geschossen wurde. Von einer Stube des Sägewerks aus wurde in Richtung Westen geschossen. Die Kugelfänge standen dort, wo heute das Haus Maier steht. Wolfgang Bauer erinnert sich noch, dass er als Bub die Kugelfänge gesehen hat.

Scheibe von 1861 von Aloys Eisenrichter
Scheibe von 1861 von Aloys Eisenrichter

Darüber hinaus besitzt die Kgl. priv. Feuerschützengesellschaft Hohenaschau eine Scheibe von 1861, die der damalige Tafernwirt Aloys Eisenrichter in Frasdorf gestiftet hat und die möglicherweise in Frasdorf ausgeschossen wurde.

 

Wie in all den Ortschaften der Umgebung, so gab es auch in Frasdorf einstmals eine Schützenkompanie. In der Musterungsliste von 1477 sind 100 Namen mitsamt der vorhandenen Bewaffnung aufgezählt. Acht Jahre später, 1485, sind es sogar 112 Namen. Die Bewaffnung hatte sich in der Zwischenzeit erheblich gebessert. Hauptleute waren der Wirt Peter Locher von Gewrspüchl und der Orttl von Wessen. Bei dieser Kompanie handelte es sich allerdings nicht um einen freiwilligen Zusammenschluss, sondern um eine von der Herrschaft geforderte Dienstleistung. Auch die FSG Hohenaschau verdankt ihre Gründung einer solchen Verpflichtung. Wenn auch bisher keine genauen Einsatzorte und -daten dieser Kompanie bekannt sind, so war sie zweifelslos genauso an den Scharmützeln in der näheren Umgebung beteiligt, wie es die Kompanien von Aschau, Sachrang, Bernau, Prien und auch Söllhuben waren.

 

Beim Einfall der Tiroler in unser Gebiet anno 1704 sind, laut Frasdorfer Sterbematrikel, am 16. Juli sechs Männer und eine Frau >von den Tirolern getötet< worden. Wir kennen den wahren Grund allerdings nicht.

 

Wie lange die Frasdorfer Schützenkompanie existierte, wissen wir bisher noch nicht. In den alten Abrechnungen der Frasdorfer Bruderschaft des Jahres 1810 findet sich der Eintrag: > ... den Schützen am Frohnleichnamsfest wie andere Jahre ... 24kr.< Weiter unten heißt es dann: >Vitus Traxl Pulvermacher von Sachrang für die am Frohnleichnamsfest gelieferten 5 Pfd. Schießpulver á 48 kr = 4 fl<. Die Kompanie hat also zu diesem Zeitpunkt noch bestanden.

Zimmerstutzengesellschaft Westerndorf im Februar 1911
Zimmerstutzengesellschaft Westerndorf im Februar 1911

Der eine oder andere Frasdorfer wird aber die Freude am Schießen auch durch die Abschaffung der Kompanie nicht verloren haben. Verschiedene Prozesse gegen Wilderer im vergangene Jahrhundert belegen dies.

 

Auf einem Schießstand konnte man der Leidenschaft des Schießens ungehindert frönen. Deswegen wird wohl auch in der Lederstube der Feuerschießstand gebaut worden sein. Es war allerdings ein reichlich teures Vergnügen, das Schießen mit dem Feuerstutzen.

 

Georg Niederauer erzählte einmal von den häuslichen Vorbereitungen seines Vaters: >Die Munition für das 8 mm Kaliber stellte er selber her. Der ganze Küchentisch wurde zu diessem Zweck beschlagnahmt. Pulver, Zündhütchen, Hülsen, Papier, Waage, Pulverlöffel und Zangen lagen herum. Niemand durfte dem Tisch zu nahe kommen, sonst gar es ein gewaltiges Donnerwetter. Dann begann die Arbeit. Das Pulver wurde sorgfältig abgewogen und in die Hülse gefüllt. Die gegossene Bleikugel wurde in Schweinefett getaucht, damit sie sauber abschoss und dann eingesetzt. Dies alles war eine langwierige Arbeit, die sehr sorgfältig durchgeführt werden musste, denn davon hing die Schussleistung ab.<

 

Als gegen Ende des letzten Jahrhunderts das Zimmergewehr seinen Siegeszug antrat, da wurde das Schießen mit diesem Gerät zu einem beliebten und erschwinglichen Volkssport. Allenhalben entstanden Zimmer-Schützen-Gesellschaften, so 1892 die in Frasdorf. Man schoss damals beim >Debarde<, dem Vorbesitzer des heutigen Vereinslokals. Obwohl 1904 in Westerndorf ein Konkurrenzverein entstand, gab es ein gutes Vereinsleben. Der 1. Weltkrieg unterbrach es jäh. Viele Mitglieder mussten zum Militär und kamen nicht mehr nach Hause. Die anschließende Inflation machte den Ankauf von Waffen und Munition praktisch unmöglich.

Die Kleinkaliberschützen anno 1930
Die Kleinkaliberschützen anno 1930

Einen neuen Aufschwung brachte das Jahr 1928. Einige junge Männer schlossen sich zum Kleinkaliber-Schützen-Verein zusammen. In Winkling wurde in Eigenarbeit ein Schießstand mit 4 Schießbahnen gebaut. Jedes Mitglied musste 5 Mark bzw. Material in diesem Gegenwert stiften und beim Standbau mithelfen. Leider dauerte es nicht sehr lange, dann kam die SA undbeschlagnahmte den Stand für ihre Bedürfnisse. Die Schützen hatten nichts mehr zu sagen.

 

Der 2. Weltkrieg brachte wiederum den Schießbetrieb zum völligen Erliegen. Die Alliierten verboten den Besitz von Waffen, auch Sportwaffen. Der Schießstand zerfiel. Zwar wurde 1950 das Schießen mit Zimmerwaffen wieder erlaubt, aber der Frasdorfer Verein entstand erst wieder 1956. Thomas Stettner, der schon vor dem Krieg 1. Schützenmeister der KK-Schützen gewesen war, war die treibende Kraft bei der Wiedergründung.

Der damals neue Schießstand
Der damals neue Schießstand

Anfangs wurde beim Wörz im Hausgang geschossen. Es waren nur 2 Stände vorhanden. Weil dies aber sehr unpraktisch war, wurde der Schießstand in die Garage verlegt. Man durchbrach die Zwischenmauern und schoss über den geparkten Lastwagen hinweg. Auf die Dauer war auch dies keine Lösung und nach langem Suchen fanden die Schützen ihre Bleibe beim Mayrl. Der Stand wurde im Salettl aufgebaut. Es war immer ein Mordsproblem den Raum zu temperieren. Der Sägemehlofen streikte mehr als einmal und die Schützen froren. Ab und zu wurde auch im großen Saal geschossen. Dazu mussten seitlich Tische als Sicherungsblenden aufgerichtet werden. Im Fasching musste jedesmal der komplette Stand erst auf-, dann abgebaut werden. Es war dies eine mühsame Arbeit.

Blick in den Aufenthaltsraum
Blick in den Aufenthaltsraum

Als der Besitzer den alten Saal abreißen lies, mussten die Schützen für ein Jahr nach Wildenwart umziehen. >D'Elfer< halfen den Frasdorfern in dieser Situation. Als der Bau fertig war, erhielten die Schützen einen Kellerraum mit 6 Schießbahnen und einen Aufenthaltsraum.

 

Seit 1989 Jahren gibt es 7 Schießbahnen. Der Aufenthaltsraum wurde vergrößert und gemütlich eingerichtet. Alle Arbeiten wurden in Eigenleistung durchgeführt.

 

Leider wissen wir die Namen der Schützenmeister in den ersten Jahren der Gesellschaft nicht, da keine Protokolle mehr vorhanden sind. Von 1928 an führte Thomas Stettner aus Pfannstiel die KK-Schützen. Bei der Wiedergründung 1956 wurde er erneut zum 1. Schützenmeister gewählt. Als er 1962 wegen seines hohen Alters dieses Amt abgab, wurde Benno Stettner aus Frasdorf gewählt. Dieser gab 1984 an Sebastian Voggenauer aus Westerndorf weiter. Somit hatte die Gesellschaft in 60 Jahren von 1928 bis 1988 nur 3 Schützenmeister.

Die Frasdorfer Königskette
Die Frasdorfer Königskette

Im Jubiläumsjahr 1992 hatte die Gesellschaft 92 Mitglieder, darunter 17 Frauen und 6 Jugendliche unter 18 Jahren. Die Gesellschaft hat seit 1963 eine Schützenkette, seit 1987 wird auch unter den Jugendlichen ein König ausgeschossen. Im 100 jährigen Jubiläumsjahr erhält der Verein eine Fahne.

 

Mit den seit der Gebietsreform zur Gemeinde gehörenden Vereinen >D'Elfer< Wildenwart und >Chiemgauadler< Umratshausen verbindet uns seit Ende der 50er Jahre eine gute Freundschaft. Alljährlich wird zwischen den drei Vereinen ein Kameradschaftsschießen abgehalten. Die Wildenwarter haben die Patenschaft bei unserer Fahnenweihe übernommen.

 

Bild: Die Frasdorfer Königskette wurde im Jahre 1963 vom Goldschmied Münch aus Grassau angefertigt und kostete damals 600,- DM. Die Taler wurden von den Mitgliedern der Gesellschaft und von Gönnern gestiftet. Inzwischen hat sie beachtlich an Umfang und Gewicht zugenommen.

Der erste Träger war Hans Hännes aus Pfannstiel.